Are the wheels coming off? – Ist die Luft raus?

Und dann sind da manchmal so Tage, da geht alles schief.  Nein, das stimmt gar nicht mal.  Es läuft einfach nur nichts richtig.

Es fing damit an, dass Nia und Nesrin ans Auto kamen, um mir zu sagen, dass sie wegen Arztterminen nicht zum Unterricht kommen könnten. Sharif teilte mir mit, dass Sema wegen Magenschmerzen zuhause bleiben würde.  Ich fragte nach, ob sie etwas Falsches gegessen hätte, aber er meinte, sie habe schon als sie im Iran lebten Probleme mit dem Magen gehabt.  Dann fragte Zamirah, ob ich ein gutes Shampoo kenne, denn ihr gingen so viele Haare aus.  „Stress!“ war alles, was mir dazu einfiel.  Ein Wunder wäre es ja nicht.

Im Hotel angekommen, kam Salah ins Zimmer geschlurft.  Er sieht krank aus, mitgenommen, ich weiß, dass er sich Sorgen macht, denn nun da er, seine Brüder und sein Neffe die Anerkennung als Asylberechtigte haben, ist ihre Zeit im Hotel bald abgelaufen: sie haben nur wenige Wochen Zeit eine (günstige) Wohnung zu finden, was in unserer Gegend nicht einfach ist, und ich glaube, er fühlt sich für die anderen allein verantwortlich. Im Winter hatte er eine Stelle am Arm, die für mich nach der Weißhautkrankheit aussah, damals habe ich mich informiert und weiß nun, dass es zwar eine genetische Komponente zu geben scheint, aber dass der Krankheitsausbruch oft mit Stress in Verbindung gebracht wird.

Als ich ihn fragte, ob er müde sei, nickte er nur matt. Harun sah ihn an und sagte langsam:  „Ich bin auch müde.“   Obwohl in den Unterkünften ab 22 Uhr Nachtruhe sein soll, scheint sich kaum jemand daran zu halten.  Vor allen Dingen jetzt nicht, wo die Kinder alle Sommerferien haben, ist es bis spät in der Nacht laut.

Dann stellte ich fest, dass Tarek zu Fuß zum Hotel gelaufen ist.  Ihm wurde während unserer Stunde am Donnerstag vorm Hotel sein abgeschlossenes Fahrrad gestohlen, was er mir aber erst heute erzählte.  Das soll in letzter Zeit immer öfter vorkommen.  Die Schuld wird den Neuankömmlingen, die in den letzten Wochen gekommen sind, gegeben.  Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen, doch es bringt mit Sicherheit Zwietracht zwischen die verschiedenen Gruppen.  Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und des gegenseitigen Wohlwollens vom letzten Jahr, das mich so inspiriert hat, scheint sich aufgelöst zu haben.

Und zu allem Überfluss ist Mamdhu immer noch nicht wieder aufgetaucht. Er ist seit vergangenen Montag nicht mehr im Hotel gewesen, niemand weiß, wo er ist, er beantwortet keine Nachrichten, scheint sie nicht mal zu lesen. Es ist vergangenen Sonntag etwas vorgefallen, nichts besonders Schlimmes, sicher nichts, was auf seinen Asylantrag Einfluss haben könnte, aber es scheint ihn aus der Bahn geworfen zu haben.  Wir machen uns so langsam richtig Sorgen um ihn, aber uns gehen die Ideen aus, wo wir ihn noch suchen sollen. Dabei wollen ihm alle helfen.

185 tristesse

And then sometimes there are days, where everything goes wrong.  No, that isn’t even true.  It’s just that nothing seems to go right.

It started when Nia and Nesrin came to the car to tell me that they could not come to class because of their doctors’ appointments.  Sharif told me that Sema would stay in her room as she had stomach pains.  I asked whether it was something she’d eaten and he said she had already had similar problems when they were in Iran.  Then Zamirah asked if I knew about a good shampoo because she keeps losing hair.  Stress, was all I could think of.  I wouldn’t be surprised.

In the hotel, Salah lurched into the classroom.  He looks pretty rough, ill actually. I know that he worries because now that he, his brothers and his nephew are recognised asylum seekers they have to leave the hotel soon: they only have a few weeks to find a low priced dwelling place which is difficult to come by in our area.  I believe he feels himself responsible for the others.  In winter he had a piece of white skin on his arm which to me looked like vitiligo.  I read up about it and learned that although it is believed to have a genetic component the onset is often caused by stress.

When I asked him if he was tired and he only nodded weakly.  Harun looked at him and said slowly: “I’m tired, too.”  Although the rules in the accommodations ask for quiet from 10pm onwards hardly anybody seems to heed this.  Especially now with all the children on holiday, there is a lot of noise until well into the night.

Then I noticed that Tarek had walked to school. He didn’t tell me then but his bicycle was stolen in front of the hotel while our class was in progress last Thursday even though he had locked it. Apparently, bicycle theft has been happening a lot lately.  The newcomers who have arrived during the last few weeks are blamed.  I cannot tell whether that’s true but it creates conflict between the different groups.  The feeling of togetherness and goodwill I experienced last year and which inspired me seems to have evaporated.

And to top it all, Mamdhu has still not turned up. He has been gone since last Monday, and nobody knows where he is. He doesn’t answer his phone or messages, he doesn’t even seem to read them.  Apparently, something happened last Sunday, nothing really serious, certainly nothing that would affect his application for asylum, but it seems to have knocked him for six.  We are seriously starting to worry about him but we are running out of ideas where to look for him.  And yet, everybody wold like to help him.

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