Ein Hoffnungsstreif am Horizont – Hope on the Horizon

I don’t even know where to begin. This new class takes all my energy and all my nerves. In every class I’ve taught German so far there were one or two participants who were extremely weak but this time it is the whole class. After teaching them for over six week they are not able to remember simple things, like the days of the week. Like answering “What’s your name?”, “Where do you come from?” and “Where do you live?” when I mix up the questions. Like doing a repetitive task and the 14th person is as clueless as the first one. Tasks that most of the other leaners had down pat after a week. And in other classes the weaker ones were dragged along by the stronger ones which is not the case now.

Last week I reached the end of my rope. I phoned the office and told them that I desperately needed an outsider to have a look and tell me whether I’m the right teacher for this class.

Admin surprised me by sending somebody the very next day. Taliah is a former German teacher herself who now handles the assessment of new students. She sat in my class for a whole morning. She saw that I explain things not just once, not just ten times but several dozen times and seemingly not get through, not able to make myself understood.

Taliah actually enjoyed the class which I think says more about her missing teaching than anything else. But the students really are lovely people, nobody is losing patience if for once they are ahead of others, they all accept their individual challenges.

A possible solution would be to cancel the class and distribute the better ones in other classes. It also would mean to tell the weaker ones that they should stop trying. Yet, I don’t want to give up on them. If they have little to no chance of ever passing the German test after 16 month, maybe the goal of the course needs to be adjusted. Maybe the goal should be to give such students the basic knowledge to live in Germany and not to make them fluent in German (speaking and writing!) in less than two years.

The result of my cry for help: Nobody will be expected to pass the test in 16 months. And nobody will be blamed for it. It will just be accepted. And – drumroll! – I will get an interactive whiteboard soon because “If any class needs it, it is THIS class”. I’m over the moon. It will mean that many of the teaching tools that I have crafted over the years will be obsolete and end up as trash. I will also have to spend time to adapt my teaching methods to this new technology. A technology, by the way, I was first trained on 14 years ago but never had the chance of using in my class room.

Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll. Die neue Klasse raubt mir meine gesamte Energie und alle Nerven. In jeder Klasse, in der ich bis jetzt unterrichtet habe, gab es ein oder zwei Teilnehmer, die extrem schwach waren, aber diesmal trifft das auf die ganze Klasse zu. Nach sechs Wochen Unterricht sind sie nicht in der Lage, einfache Dinge wie z.B. die Wochentageaufzuzählen. Können sie nicht “Wie heißen Sie?”, “Woher kommen Sie?” und “Wo wohnen Sie?” beantworten, wenn ich die Fragen mische. Bei sich wiederholenden Aufgaben ist der 14. Kursteilnehmer genauso ahnungslos wie der erste. Alles Dinge, die die meisten anderen Lerner nach einer Woche aus dem Effeff konnten. Und in anderen Klassen wurden die Schwächeren dann von den Stärkeren mitgezogen, was jetzt nicht der Fall ist.

Letzte Woche war ich am Ende meiner Kräfte. Ich habe im Büro angerufen und gesagt, dass ich ganz nötig einen Außenstehenden brauche, der sich das ansieht und mir dann sagt, ob ich die richtige Lehrerin für diese Klasse bin.

Die Verwaltung überraschte mich und schickte gleich am nächsten Tag jemand. Taliah war früher selbst Deutschlehrerin und stuft jetzt neu angemeldete Schüler ein. Sie saß den ganzen Morgen in meiner Klasse. Sie sah, dass ich Dinge nicht nur einmal, nicht nur zehn Mal, sondern mehrere Dutzend Male erkläre und anscheinend nicht durchdringe, mich nicht verständlich machen kann.

Taliah genoss den Unterricht sogar, was meiner Meinung nach, mehr darüber aussagt, dass sie das Unterrichten vermisst als irgendwas anderes. Aber die Kursteilnehmer sind wirklich nette Menschen, keiner verliert die Geduld, wenn er oder sie mal schneller als die anderen ist, alle akzeptieren die Schwierigkeiten der anderen.

Eine mögliche Lösung wäre, den Kurs abzusagen und die besseren Teilnehmer auf andere Klassen zu verteilen. Das würde auch heißen, den schwächeren zu sagen, dass sie aufgeben sollten. Aber ich will die Teilnehmer nicht aufgeben. Wenn sie kaum eine Chance haben nach 16 Monaten den Deutschtest zu schaffen, dann muss vielleicht das Kursziel angepasst werden. Vielleicht sollte das Ziel sein, solchen Lernenden das Grundwissen zu vermitteln, dass es ihnen ermöglicht in Deutschland zu existieren und nicht, sie in weniger als zwei Jahren fließend Deutsch (reden und schreiben!) zu lehren.

Das Ergebnis meines Hilfeschreis: Es wird von keinem der Teilnehmer erwartet, dass sie in 16 Monaten den Test bestehen. Und niemandem werden deswegen Vorwürfe gemacht werden. Es wird einfach akzeptiert werden. Und – Tusch! – ich bekomme bald eine interaktive Whiteboard, weil “Wenn irgendeine Klasse dieses Hilfsmittel braucht, dann diese!” Ich bin hin- und weg. Das bedeutet, dass viele der Lehrmittel, die ich über die Jahre hinweg selbst gebastelt habe, nicht mehr nötig sind und im Abfall landen werden. Ich werde Zeit investieren müssen, um meinen Unterricht an die neue Technik anzupassen. Eine Technik nebenbei, für die ich vor 14 Jahren das erste Mal eine Fortbildung gemacht habe, aber nie in meinem Unterricht benutzen konnte.

7 thoughts on “Ein Hoffnungsstreif am Horizont – Hope on the Horizon

    1. Thank you, Margaret. I hope I have enough patience for this task. Even without the test pressure it is hard to explain the same thing over and over and over again.

      Liked by 2 people

Leave a comment